Die Pitztaler Wildspitzbahn ist die höchste Seilbahn Österreichs. Mit hochalpiner Ingenieurskunst wurden die Gipfel für alle Menschen erlebbar gemacht. Dort, wo die Luft schon dünn ist. Auf einer Höhe von 3440 Metern.
Total high
Superlative reizen. Überall. Immer eigentlich. Es muss in der DNA der Menschen liegen, schneller sein zu wollen, besser, größer, cleverer, mutiger oder stärker als andere. Vielleicht, weil in ihrer Entstehungszeit auch die Berge sich in einem epochalen Kraftakt dem Himmel entgegen streckten, ist dieser Reiz in der Tiroler Gebirgswelt besonders spürbar. Auf ihren höchsten Gipfeln jedenfalls. Über 500 Tiroler Berge knacken die 3.000 Meter-Marke. Sie zu erobern und mit dem superlativen Gipfelgefühl beschenkt zu werden, bleibt in den allermeisten Fällen erfahrenen Alpinist:innen vorbehalten. Weniger sportliche, in ihrer Bewegungsfreiheit Eingeschränkte, Ältere, Jüngere oder ihrer geringen Kondition angemessen Mutige können nie das Faszinosum einsaugen, das Körper und Geist auf den Spitzen eines Gebirgsmassivs umhüllt. Nie? Nein! Fast nie! Denn am Ende des Pitztals präsentieren die Pitztaler Gletscherbahnen eine Ausnahme, die den Gipfeltaumel allen ermöglicht – und zwar derart gespickt mit Superlativen, dass die ganz persönlichen Guiness-Bücher um zig zackige Kapitel erweitert werden dürfen.
Zauberzahl 3440
„Wir haben die höchste Seilbahn Österreichs, die höchsten Arbeitsplätze, das höchste Kaffeehaus, das höchste Standesamt und am Riffelsee die höchste Flossfahrt“, sagt Bernhard Füruter und muss nach der Aufzählung tief Luft holen. Sie ist ja auch recht dünn da oben. 3440 ist die Zauberzahl, die das Tal beherrscht, denn auf 3.440 Metern Höhe spitzten sich nicht nur die Berge sondern auch die Möglichkeiten zu, sie zu erleben. Bernhard arbeitet bei den Pitztaler Bergbahnen, ist selbst Pitztaler, sagt „gach“, wenn er schnell meint, „Ha“ zu Heu oder „kett“ zu gehabt. Er kann sich gut daran erinnern, als Ende der 1970er-Jahre die Planungen für die Erschließung des Pitztaler Gletscherskigebietes das ganze Tal in Hochspannung versetzten. „Das waren schon Pionierleistungen“, sagt er.
Wagemut und Ingenieurskunst
Pionierleistung ist das passende Wort, wenn es um die Eroberung des Hochgebirges geht. Auch im Pitztal, nein, vor allem im Pitztal, wo Wagemut gepaart mit Ingenieurskunst die Basis dafür bildete, das Gletschergebiet für alle Menschen zu erschließen. Die Wildspitze, der zweithöchste Berg Österreichs, scheint von hier aus zum Greifen nah und es ist schon irre, dass der 3.768 Meter hohe Riese dem Himmel nur 328 Meter näher ist. Kein Wunder, dass sich schon 200 Brautpaare im höchsten Standesamt Österreichs trauen ließen – verleiht dieser Standort dem Wort Hochzeit doch eine ganz neue Dimension. Weil Superlative reizen. Überall. Immer eigentlich. Und vor allem hier.