Tirol am Weg zur Vorreiterregion in der Gesundheitsvorsorge

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12.09.2022 Tirol


(v.l.): Dr. Andreas Huber (Vorstand des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol), Gesundheitslandesrätin Annette Leja, Prof. Martin Widschwendter (wissenschaftlicher Leiter), Dr. Susanne Zitterl-Mair (praktische Ärztin), Josef Margreiter (Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding)

Das Programm „TIROL=GESUND“ soll zu mehr Gesundheit in der Bevölkerung führen und einen weiteren Schritt setzen, um Tirol bis 2030 zur Vorreiterregion in der Gesundheitsvorsorge zu machen. Zwei Studien, die in dieser Art weltweit erstmalig durchgeführt werden, geben bis zu 800 Tirolerinnen und Tiroler:innen die Chance, am 8-monatigen Präventionsprogramm teilzunehmen. Ziel ist es, die Zahl der gesunden Lebensjahre zu steigern.

Tirol am Weg zur Vorreiterregion in der Gesundheitsvorsorge

In den letzten 150 Jahren ist die Lebenserwartung der Menschen erheblich gestiegen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass die hinzugewonnenen Lebensjahre häufig keine gesunden Lebensjahre sind. Diese Tatsache hat neben den persönlichen Konsequenzen auch eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung. Laut einer 2021 erschienenen wissenschaftlichen Arbeit hat die Verlangsamung von Alterungsprozessen durch gezielte Präventionsmaßnahmen einen wesentlich größeren volkswirtschaftlichen Nutzen als die Ausrottung einzelner Krankheiten.

Tirols Gesundheitslandesrätin Annette Leja erklärt: „Unser Gesundheitssystem ist derzeit in erster Linie auf die Bekämpfung und Linderung von Krankheiten ausgerichtet. Mit „TIROL=GESUND“ soll nun der Fokus vermehrt auf das „gesunde Altern“ bzw. die Erhöhung der Anzahl gesunder Lebensjahre gelegt werden.“ Denn 70 Prozent aller Faktoren, die Alterungsprozesse beschleunigen und dadurch die Anzahl gesunder Lebensjahre minimieren, seien beeinflussbar. „40 Prozent der Faktoren könnten sogar über den eigenen Lebensstil gelenkt werden. Hierbei spielen das Ernährungsverhalten, der Tabak- und Alkoholkonsum sowie das Ausmaß an Bewegung eine wesentliche Rolle“, betont Leja.

Gesundheit und körperliches Wohlbefinden rücken immer mehr ins Zentrum des Bewusstseins breiter Gesellschaftsschichten. Das Bedürfnis nach ganzheitlicher Gesundheit – zuletzt auch beschleunigt durch die Corona-Pandemie – ist größer denn je. „Tirol hat die besten Voraussetzungen für ein vitales Altern und soll deshalb Modellregion für ein gesundes Leben werden. Investitionen in die Gesundheitsvorsorge zahlen sich in vielerlei Hinsicht aus: Gesundes Altern steigert die Lebensqualität der Menschen und schützt vor Kostenexplosionen im Gesundheitswesen“, so Auftraggeber der Studien Josef Margreiter, Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding.

Studien-Methodik
Die beiden „TIROL=GESUND“-Studien (1x Zielgruppe Raucher:innen, 1x Nichtraucher:innen) sind bis dato weltweit einzigartig. Zu Beginn wird bei den Teilnehmer:innen eine umfangreiche Untersuchung durchgeführt. Diese beinhaltet unter anderem auch einen präzisen Test, der den „Fußabdruck“ misst, den Umwelteinflüsse und Lebensstil in unserer DNA hinterlassen. Dieser Test gibt unter anderem darüber Aufschluss, ob es vermehrt zur Anreicherung alter Zellen im Gewebe kommt und ob somit ein erhöhtes Risiko für chronische Erkrankungen und Krebs besteht. Anschließend werden nichtrauchende Teilnehmer:innen zufällig in Gruppen mit definierten Vorsorgemaßnahmen eingeteilt: Intervallfasten, Bewegung und Anwendung von Strategien zur Erhöhung psychischer Stabilität/Resilienzfähigkeit. Raucher:innen werden nach einem Rauchentwöhnungsprogramm in Gruppen mit und ohne weiterführende Unterstützung eingeteilt. „Die Teilnehmer:innen werden von einem multiprofessionellen Team begleitet, um die Änderungen in Verhalten und Lebensstil zu erlernen, zu verfestigen und sie langfristig und nachhaltig umzusetzen. Am Ende der achtmonatigen Studiendauer schauen wir uns an, wie sich der veränderte Lebensstil auf verschiedene etablierte Gesundheitsmarker und auf den ,epigenetischen Fußabdruck‘ ausgewirkt hat“, erklärt der wissenschaftliche Leiter Prof. Martin Widschwendter. Das Ziel ist es, die Effektivität dieser vier Säulen nicht-medikamentöser Gesundheitsprävention zu bestimmen und die Erkenntnisse zu nutzen, um Tirol bis 2030 als Vorreiterregion in der Gesundheitsvorsorge zu etablieren. 

Nach Abschluss dieser Studien ist es geplant, diese Vorsorge-Aktion großflächig auszurollen und für alle in Tirol lebenden Menschen zugänglich zu machen. „Über die Hausärzt:innen und regional organisierte Präventionsteams bestehend aus Diätolog:innen, Sporttherapeut:innen, Psycholog:innen und Gesundheitspersonal sollte mittelfristig eine optimierte Vorsorge in Tirol für alle Menschen ermöglicht werden“, so der Studienleiter abschließend. 

Perspektive für alle Tiroler:innen
Hierbei kommt den Hausärz:innen eine entscheidende Rolle zu: „Hausärzt:innen sind als wohnortnahe Vertrauenspersonen die wichtigsten Ansprechpartner für das Thema Gesundheit und Vorsorge. Veränderungen des Lebensstils tragen in hohem Maße dazu bei, Risikofaktoren einzuschränken und somit möglichst viele gesunde Lebensjahre zu erreichen. Dies erfordert von den Menschen, sich mit den eigenen Gewohnheiten auseinanderzusetzen und gesundheitsfördernde Maßnahmen umzusetzen. Anhand der Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchung haben die Teilnehmer:innen nun die Möglichkeit, in ein strukturiertes Präventionsprogramm aufgenommen zu werden, in dem sie sich nachhaltig mit dem Thema Ernährung, Bewegung oder Raucherentwöhnung auseinandersetzen können. Die Rolle der Hausärzt:innen als Präventionsmanager ist hier von zentraler Bedeutung“, so die praktische Ärztin Dr. Susanne Zitterl-Mair

Andreas Huber, Vorstand des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol: „Gemeinsam mit niedergelassenen Allgemeinmediziner:innen haben wir einen Präventionspfad entwickelt, der ein strukturiertes und standardisiertes Vorgehen ermöglicht: Ausgehend von der Vorsorgeuntersuchung werden zielgerichtet und individuell abgestimmte Präventionsmaßnahmen angeboten, welche über einen bestimmten Zeitraum von einem interdisziplinären und multiprofessionellen Betreuungsnetzwerk begleitet werden. Dieses Netzwerk wird vom Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol koordiniert. Mit Hilfe der digitalen Präventionsakte können die Maßnahmen laufend auf ihre Wirksamkeit geprüft und evaluiert werden. Damit wollen wir die Tirolerinnen und Tiroler dabei unterstützen, den Erhalt ihrer Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen.“

Wissenschaft der Epigenetik 
„TIROL=GESUND“ nutzt die Erkenntnisse der modernen Epigenetik, die das Bindeglied zwischen Umwelteinflüssen und Genen darstellt ("epigenetischer Fußabdruck"). Gesundheit, Krankheit und Alterungsprozesse werden durch die Epigenetik determiniert. Somit kann die Bestimmung epigenetischer Merkmale auf der DNA sowohl mögliche Risiken erkennen als auch die Effektivität gesundheitsfördernder Maßnahmen messen. Epigenetische Tests ermöglichen es somit, individuelle und personalisierte Gesundheitsvorsorge zu betreiben und deren Erfolg zu bestimmen.

Bewerbung für die Studien unter
All jene, die an einer der Studien teilnehmen möchten, können sich zunächst zu einer Online-Infoveranstaltung anmelden (auf der EUTOPS Homepage www.eutops.at unter SUN & LIFE Tirol, sowie über diese direkten Links: 

https://calendly.com/informationsveranstaltung/life  für LIFE (Nichtraucher:innen) und 

In diesen Webinaren werden die Studien nochmal genau erläutert und es können alle aufkommenden Fragen geklärt werden. Anschließend erfolgt bei bestehendem Interesse die Registrierung für die Teilnahme an einer der Studien. Mit der Unterstützung der Tiroler Bevölkerung kann Tirol zu einer Modellregion für Vorsorgemedizin werden, damit alle Tirolerinnen und Tiroler möglichst viele gesunde Lebensjahre genießen dürfen.

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(v.l.): Dr. Andreas Huber (Vorstand des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol), Gesundheitslandesrätin Annette Leja, Prof. Martin Widschwendter (wissenschaftlicher Leiter), Dr. Susanne Zitterl-Mair (praktische Ärztin), Josef Margreiter (Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding)
Prof. Martin Widschwendter (wissenschaftlicher Leiter) ist davon überzeugt, dass die erfolgreiche Umsetzung der Studie Tirol bis 2030 zur Vorreiterregion in der Gesundheitsvorsorge machen kann.
Prof. Martin Widschwendter (wissenschaftlicher Leiter), Landesrätin Annette Leja, Josef Margreiter (Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding)
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