Lebensraum Tirol Holding lud zum Perspektiven Forum „Tourismus“
Perspektiven Tirol Forum „Tourismus“
Die Nachfrage nach Erholungs- oder Aktivurlaub in Tirol ist ungebremst hoch, wie auch die Bilanz des letzten Winters beweist. Doch die Herausforderungen der Tiroler Tourismus- und Freizeitwirtschaft sind mannigfach und betreffen vor allem die Angebotsseite: wie stellt man sich angesichts des Klimawandels nachhaltig auf? Wie sichert man die Arbeitskräfte und damit die Qualität des touristischen Angebots für die Zukunft? Und welche Auswirkungen erwartet man angesichts Preissteigerungen auf Angebot und Nachfrage? Diesen Fragen widmeten sich Tiroler Touristiker:innen, die bereits mit innovativen Konzepten und gutem Beispiel vorangehen.
„Es sind seit jeher diese Visionäre und Pioniere, die unser Land prägen. Mit dem Tiroler Tourismus als Hebel haben wir die Chance, ein starker Motor des Wandels zu sein. Zahlreiche junge Talente gestalten diesen bereits mit ihren neuen Fähigkeiten auf gleichermaßen engagierte wie motivierende Art. Neben nachhaltigen Angebots- und Unternehmenskonzepten zeigen sie dabei auch völlig neue Wege in der Gestaltung von Unternehmenskultur mit Teamgeist auf und erschließen so die neuen Perspektiven in und für Tirol,“ erklärt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding.
Im Rahmen der gestrigen Diskussionsrunde debattierten:
Michaela Gasser-Mark, TVB-Geschäftsführerin, die das Kaunertal zu einer Modellregion für Nachhaltigkeit entwickelt hat und als erste österreichische Tourismusorganisation mit dem Nachhaltigkeitssiegel „Best Tourism Village“ – der UN-Welttourismusorganisation ausgezeichnet wurde;
Viktoria Fahringer, Jungunternehmerin und Gourmetköchin, sie verpasste dem elterlichen Traditionsbetrieb „Tiroler Hof“ in Kufstein eine völlig neue Ausrichtung samt eigener Kochschule;
Sabine Wechselberger, Direktorin der Villa Blanka, die um die Notwendigkeit von neuen Ansätzen in der touristischen Ausbildung weiß;
Michael Rothleitner, der Leiter des Schneezentrum Tirol, der die Herausforderungen im Wintertourismus angesichts von Klimawandel und Energiekrise bestens kennt;
Hubert Siller, er beschäftigt sich als Leiter des MCI Tourismus und Mitgestalter des „Tiroler Weges“ mit der Zukunft des alpinen Tourismus;
Lukas Krösslhuber, der als TVB-Geschäftsführer den Tourismus in der Region Wilder Kaiser im engen Dialog mit der Bevölkerung weiterentwickelt.
44. Tiroler Tourismusforum
Am Vortag hatte die Tirol Werbung bereits 250 Branchenvertreter zum 44. Tiroler Tourismusforum ins Congress Igls geladen. Mit dem „Tiroler Weg“ habe man einen Perspektivenwechsel vollzogen, waren sich die Expert:innen einig. Nächtigungszahlen allein seien kein Erfolgsmesser mehr. Nicht nur das Wohlbefinden und die Reisemotive von Gästen stünden im Mittelpunkt, sondern auch die Interessen und Rahmenbedingungen für Beschäftigte im Tourismus und für die heimische Bevölkerung wären heute von großer Bedeutung.
Gleichzeitig mahnten die ExpertInnen angesichts des sich immer weiter verschärfenden Fehlens von Mitarbeiter:innen, dass es auch im Bereich des Arbeitsmarkts künftig einen radikalen Perspektivenwechsel“ brauche. Dieser Fachkräftemangel falle im Tourismus besonders auf, weil sich die Branche nach der Pandemie glücklicherweise erholt habe und der Bedarf an gutem Personal wieder deutlich größer sei.
Über die Perspektiven Tirol Foren
„Das Land weiterdenken“ – im Rahmen der von der Lebensraum Tirol Holding und ihren Unternehmen Tirol Werbung, Standortagentur und Agrarmarketing Tirol initiierten Perspektiven Foren werden Themen aufgegriffen, die das Land bewegen. Das Format geht heuer bereits in die zweite Runde, über das Jahr hinweg werden Perspektiven für eine nachhaltig erfolgreiche Entwicklung in den Bereichen Gesundheit, Tourismus, Landwirtschaft, Energie, Wasser und Kultur vorgestellt und Bewusstsein für diese Zukunftsthemen in der Tiroler Bevölkerung geschaffen.
Der nächste Perspektiventag findet am 15. Juni zum Thema „Wasser“ statt.
Weitere Informationen: lebensraum.tirol
ZITATE:
Sabine Wechselberger, Direktorin der Tourismusfachschule Villa Blanka:
Wechselberger verweist beim ORF-Expertentalk im Studio 3 auf die dringende Notwendigkeit, junge Menschen als Fachkräfte der Zukunft auch nach ihrem Ausbildungsweg weiter zu begleiten, sodass sie in touristischen Berufen bleiben. Dazu müsse man aktiv auf ihre Bedürfnisse eingehen, denn nur so könne sichergestellt werden, dass der Tourismus jungen Menschen als Arbeitgeber auch dementsprechend reizvoll erscheint. Eine permanent negative mediale Berichterstattung über die Branche würde die jungen Leute unnötig verunsichern und sei kontraproduktiv. In der Tourismusfachschule Villa Blanka wird laut Wechselberger die „Villa Blanka Family" gelebt, das sei „sozusagen ein Rundum-Sorglos-Paket, in dessen Rahmen wir unseren Schülern alles geben, was sie brauchen: eine gute touristische Ausbildung, Wohncamps für Internats-Schülerinnen und Schüler, ein Fitnesscenter und wir haben sogar einen eigenen Entschleunigungsraum", so Wechselberger.
Hubert Siller, Leiter des Departments für Tourismus und Freizeitwirtschaft am MCI Management Center Innsbruck:
„In Zukunft ist ein fakten- und datengeleiteter Diskurs notwendig. Das öffnet auch Gästen die Augen, aber Tourismus wird immer ein Ressourcenverbrauch bleiben." Es müsse uns bewusst werden, dass wir am Ende einer Epoche - 40 Jahre Wachstum - angelangt sind und es sei an der Zeit, diese Chance zu nutzen, um alte Muster abzuwerfen.
Lukas Krösselhuber, GF Wilder Kaiser:
Lukas Krösslhuber hat als Geschäftsführer des TVB Wilder Kaiser eine nachhaltige Tourismusstrategie entwickelt. „Nicht zuletzt durch Serien wie der ,Bergdoktor' hat unsere Region eine große Bekanntheit erlangt, die viele Gäste angezogen hat. Irgendwann war uns klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann", erklärt Krösslhuber den Beginn des Umdenkens. Man bezog einen breiten Querschnitt der Bevölkerung mit ein und entwickelte 2017 eine Strategie, die die Lebensqualität der Einheimischen in den Mittelpunkt stellt. „Bei uns hat das gut funktioniert", sagt Krösslhuber, "weil die Leute gesehen haben, dass wir ihnen zuhören und sie ernst nehmen." Die Gesprächsbasis sei weiterhin gut und die Strategie ein Prozess, der laufend weiterentwickelt und nachgebessert werden müsse. Tourismus habe viele positive Seiten, er müsse aber noch stärker auf Menschen und die Maximalkapazitäten der Natur ausgerichtet werden. Auch über den Preis könne die Nachfrage gesteuert und die Region vor Überkapazitäten geschützt werden, sagt der Tourismusfachmann.
Michael Rothleitner, Leiter Schneezentrum Tirol:
Rothleitner betont, dass Seilbahnbetriebe tendenziell darüber sprechen, was den Gast begeistert. Innovative Aktivitäten, die etwa im Schneezentrum gemeinsam von Seilbahnen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen rund um Effizienzsteigerungen in Sachen Schneeproduktion oder Reduktion im Ressourceneinsatz vorangetrieben werden, werden oftmals nicht so stark kommuniziert. „Die Branche redet nicht gerne darüber, weil es das Gefühl gibt, dass hinter den Kulissen etwas anderes gemutmaßt wird, als man eigentlich macht. In der Bevölkerung gibt es sehr tourismuskritische Teile - hier muss man ansetzen und aktiv den Dialog suchen."
Michaela Gasser-Mark, GF TVB Tiroler Oberland:
Die Naturpark und Gletscherregion Kaunertal hat europaweit eine absolute Vorreiterrolle inne, was nachhaltiges touristisches Wirtschaften angeht. Das Kaunertal ist an zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen beteiligt, am Anfang stand laut Michaela Gasser-Mark, der Geschäftsführerin des TVB Kaunertal, die Teilnahme an „KLAR" als Pilotregion für ein Anpassungsmodell an den Klimawandel. Dies war notwendig, da „die Auswirkungen des Klimawandels auch bei uns sicht- und spürbar sind, zum Beispiel am Gletscher", so Gasser-Mark. "Wir haben uns gefragt, wo stehen wir, wo liegen unsere Herausforderungen und was können wir tun? Unser Prozess, eine der führenden Regionen im Bereich Nachhaltigkeit zu werden, war ein gemeinsamer. Auch die Kaunertaler Bevölkerung steht voll hinter unseren Initiativen".
Viktoria Fahringer, Hotelière:
Fahringer, Hotelière, Gourmetköchin und Gewinnerin des Tirol Touristica Nachwuchspreises 2022, hat in allen Bereichen im elterlichen Betrieb mitgearbeitet und dort auch eine Lehre gemacht. Für die 23-jährige Jungunternehmerin steht die persönliche Note im eigenen Betrieb im Vordergrund. „Viktorias Home ist mein Zuhause, in dem ich auch aufgewachsen bin. Dort wird gegessen, gearbeitet und gelacht - genau das leben wir tagtäglich bei uns im Haus. Viktorias Home ist nicht nur ein Haus für mich selbst, sondern auch für die Gäste – im Kleinen und Feinen und nicht im großen Volumen."