Den Duft von Tannennadeln in der Nase, das Gefühl von grober Rinde unter den Fingern und den Geschmack von frisch gepflückten Schwammerln auf der Zunge: Im Hotel Waldklause lässt sich der Wald mit allen Sinnen erleben. Das 5-Sterne-Luxushotel in Längenfeld im Ötztal ist Österreichs erstes Naturhotel und das besondere Konzept ist überall im Betrieb spürbar. Gebaut aus heimischen Hölzern und isoliert mit Tiroler Schafwolle ist schon das Aussehen des Hauses etwas ganz Besonderes. Gekocht wird mit fast ausschließlich regionalen Zutaten, das Hotel verfügt über ein eigenes Abfallwirtschaftskonzept und die Heizenergie stammt zu 100 Prozent aus dem Längenfelder Biomassekraftwerk. Für Hotelier Johannes Auer ist die Motivation all dieser Maßnahmen klar: „Wir wollen unseren Gästen einen perfekten Urlaub ermöglichen und gleichzeitig zeigen, dass Luxus und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind.“ Die komfortablen Zimmer wurden mit natürlichen Baustoffen gefertigt und auch der Natur-SPA zeichnet sich durch viel Holz und die Verwendung von Naturprodukten aus.
Vom Würstelstand zum Luxushotel
Dabei hat alles ganz unglamourös angefangen: Nachdem der Großvater von Johannes Auer im Sommer 1957 Jahren seine Landwirtschaft durch einen Campingplatz erweiterte, beschlossen Auers Eltern, die Verpflegung der Camper zu übernehmen. Aus zahllosen Portionen Würstel mit Pommes entstand die Idee, ein eigenes Hotel zu eröffnen. Den Auers war klar, dass sie für ein erfolgreiches Geschäft etwas Besonderes machen mussten. Denn damals war Längenfeld touristisch kaum erschlossen und galt bei den meisten ohnehin nur als ein Vorort von Sölden, wo es bereits dutzende Viersternehotels gab. Also besannen sie sich auf das, was seit Generationen in ihrer Familie fest verankert war: den Respekt und die Liebe zur Natur. „Wir sind ursprünglich eine Bauernfamilie und bearbeiten und leben von dem Boden hier seit hunderten von Jahren. Daraus hat sich ein tiefes Bewusstsein für die Schönheit und auch die Bedürfnisse der Natur entwickelt und genau das wollen wir mit unserem Hotel leben und an die Gäste weitergeben“, sagt Auer.
Erst belächelt, dann beneidet
Anfangs stieß die Familie mit ihrem neuartigen Konzept auf viel Unverständnis und Belustigung. „Wir haben damals jeden Baum vermessen, um letztendlich so wenig wie möglich fällen zu müssen. Das hat bei vielen für Kopfschütteln gesorgt“, erinnert sich Johannes Auer. Doch die Gäste waren begeistert und innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Waldklause zu dem am besten ausgelasteten Hotel im Ötztal. Das wiederum rief sehr schnell die Konkurrenz auf den Plan. „In der Branche wird ja generell viel kopiert, aber die Dreistigkeit von einigen hat mich doch überrascht. Wir haben Anfragen gekriegt, unsere Baupläne gratis zur Verfügung zu stellen und mehr als einmal habe ich einen Hotelier samt Architekt und Fotograf im Flur erwischt, die einfach alles abfotografiert haben. Aber wie sagt man so schön, Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung“, schmunzelt Auer.
Auszeichnungen und Zukunftspläne
Über die Jahre hinweg konnte die Hoteliersfamilie mit ihrem außergewöhnlichen Konzept viele verschiedenen Auszeichnungen einsammeln: 3 Lilien im Relax Guide, das österreichische und europäische Umweltzeichen, Mitglied im Klimabündnis und Aufnahme in die Tripadvisor-Ruhmeshalle – die Liste ließe sich noch beliebig lange fortsetzen. Mit dem Erreichen des fünften Sterns im Jahr 2018 zählt die Waldklause darüber hinaus jetzt zu den vier Tophotels im gesamten Ötztal.
Ausruhen will sich der Hotelier auf den Errungenschaften aber nicht: „Wir entwickeln unseren Betrieb konstant weiter und planen jetzt schon wieder die nächsten Maßnahmen.“ Zukünftig sollen Gäste dazu animiert werden, auf die tägliche Zimmerreinigung zu verzichten, um Ressourcen zu sparen. Ein Thema liegt Johannes Auer ganz besonders am Herzen: „Wir und viele andere Hotels versuchen, unsere Lebensmittel so gut es geht von regionalen Anbietern zu beziehen. Allerdings müssen wir oft trotzdem über den Großhandel gehen, weil die Bauern vor Ort keine gemeinsame Plattform haben, über die sie ihre Produkte zentral und selbstständig vertreiben können. Das wäre langfristig eine echte Verbesserung und würde den Einkauf nachhaltiger und umweltschonender machen.“
Ruhe finden in den Bergen
Bei all den Plänen und der Verantwortung kann es manchmal ganz schön stressig werden. Für Johannes Auer gibt es dann nur eins: Ab in die Berge! „Ich bin Bergsteiger und Bergführer und wenn ich erstmal am Fels unterwegs bin, denke ich an nichts anderes mehr. Das ist mein absoluter Ruhepol und Kraftplatz.“