Die Baubranche zeichnet weltweit für ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich – da gibt es noch viel Bedarf an nachhaltigen Ideen und Alternativen. Das Start-up revitalyze von David Plaseller und Patrick Gössl deckt dabei eine Nische ab und setzt Materialien wie Ziegel, Glas oder Stahl in ein neues Gebäude ein. Die digitale Plattform bietet die Möglichkeit, Bauressourcen zu sparen und im Zuge eines Kreislaufsystems wiederzuverwenden. Die Idee, die Bauteile zu recyceln, kam David Plaseller durch ein persönliches Projekt. Bei der Renovierung eines von seiner Familie übernommenen Hotels griffen sie auf freie Bauteile von anderen Gebäuden und Baustellen zurück, da ihnen neue Materialen zu teuer waren. „Wir konnten so ein neues Hotel auf die Beine stellen und haben gleichzeitig einen positiven Beitrag für die Umwelt geleistet“, so Plaseller. Durch seine Ausbildung am Management Center Innsbruck (MCI) bekam er ausreichend Unterstützung, die Idee weiterzuentwickeln, und gemeinsam mit Patrick Gössl gründete er schließlich das Start-up revitalyze.
Wo alte Baustellen zu neuen Schätzen werden
Das Konzept der beiden Unternehmer basiert auf einer App sowie einem digitalen Marktplatz. Unternehmen, die im Besitz von Bestandsgebäuden sind, können mithilfe der App die einzelnen Bauteile im Gebäude erfassen und erhalten durch die erstellte Bestandsanalyse einen Überblick über den Materialwert sowie den CO2-Fußabdruck. So wird eine Zusammenfassung über die verbauten Ressourcen gegeben und die Option eines Rückbaus bewertet. „Wenn es Bedarf an einem Umbau oder Abriss des Gebäudes gibt, haben die Unternehmen durch unseren Marktplatz die Möglichkeit, die Bauteile im Kreislauf zu halten“, erklärt Plaseller. So sollen Materialien wiederverwendet werden, anstatt auf der Mülldeponie zu landen.
Durch das Angebot des Start-ups wird eine umweltfreundliche Lösung für alle Beteiligten geschaffen: Besitzer:innen sparen sich Entsorgungskosten und Abnehmer:innen kommen günstig an Ressourcen aus der Umgebung. Revitalyze stellt dafür die Plattform als Vermittlung zur Verfügung und gemeinsam leisten alle einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Plaseller und Gössl beweisen damit, dass es auch in der Baubranche möglich ist, Ressourcen zu sparen und auf die Umwelt zu achten. Nicht das Grundstück, sondern die vorhandenen Materialien sollten daher beim Bauen ausschlaggebend sein.
Ein Kreislauf, der sich auszahlt
Das Start-up setzt dort an, wo es in Bezug auf Nachhaltigkeit und umweltbewusste Lösungen noch Bedarf gibt. Die Baubranche ist nicht nur für substanzielle CO2-Emissionen verantwortlich, sondern auch für ein Drittel des Abfallaufkommens. Insgesamt werden weniger als 1 % der eingesetzten Bauteile wiederverwertet. David Plaseller und Patrick Gössl haben mit ihrer Kreislaufwirtschaft eine nachhaltige und energieeffiziente Lösung gefunden, denn jedes Bauteil, das nicht neu hergestellt werden muss, hilft, Ressourcen zu sparen.
Auch wenn das Unternehmen noch in den Startlöchern steht, überzeugte revitalyze bereits mehrfach. Als Gewinner des Tiroler Innovationspreises 2021 sowie als Finalist der „Science Park Graz Idea Competition“ und als Semi-Finalist der „Circular City Challenge“ 2022 zeigte das Start-up, dass das Konzept Potential hat. Mit der Teilnahme am Josef Umdasch Research Prize dieses Jahr erhielten Plaseller und Gössl erneut Aufmerksamkeit und die Chance, mit ihrem umweltbewussten Konzept zu überzeugen. Der Preis der Umdasch Group zeichnet neue Innovationen und nachhaltige Lösungen für die Baubranche aus. Revitalyze setzte sich gegen rund 67 Bewerber-Projekte durch und holte sich schließlich beim World Global Congress 2023 den Sieg. Aktuell testet revitalyze die Plattform mit Pilotkund:innen. David Plasellers und Patrick Gössls Ziel ist es jedoch, kreislauffähiges Bauen zum Standard zu machen.