Der Wandel auf dem Halbfurter Hof begann mit einer einfachen, aber bedeutenden Erkenntnis: Landwirtschaft ist mehr als nur Milchproduktion. Mit den eigenen Kindern wuchs das Bewusstsein, dass es Zeit war, neue Wege zu gehen. So begann die „Schule am Bauernhof“, ein Projekt, das Kinder und Jugendliche mit der Natur in Kontakt bringt und ihnen den Wert der Landwirtschaft näherbringt. Doch der bedeutende Schritt erfolgte mit der Entscheidung, auf den Anbau von Nutzhanf umzusteigen. Der Hanf, eine vielseitige und nachhaltige Pflanze, wurde zum neuen Herzstück des Hofes. Von der Verarbeitung der Körner zu Lebensmitteln bis hin zur Vision, die gesamte Pflanze zu nutzen, hat sich Halbfurter zu einem Innovationsführer im Bereich des Hanfanbaus entwickelt. „Die Umstellung von Milch zu Hanf war eine Herausforderung, die aber wieder mehr Freude zur Arbeit gebracht hat. Im Nachhinein hätte uns nichts Besseres passieren können“, so Geschäftsführerin Karin Halbfurter.
Hanf und Nachhaltigkeit: Ein neuer Weg
Der Nutzhanf brachte nicht nur neue Produkte auf den Hof, sondern auch eine nachhaltige Perspektive. Die Pflanze trägt erheblich zur Verbesserung der Bodenqualität bei, indem sie Humus aufbaut und Wasser speichert – ein entscheidender Vorteil in den trockener werdenden Alpenregionen. Neben dem Anbau von Hanf wird auch auf die Produktion anderer heimischer Zutaten wie Haferflocken, Sonnenblumenkerne und Leinsamen gesetzt. Diese Vielfalt fördert eine gesunde Fruchtfolge auf den Feldern und trägt zur langfristigen Bodengesundheit bei. Der Kreislaufgedanke steht dabei im Mittelpunkt: Die Kühe auf dem Hof liefern wertvollen Mineraldünger, der den Boden nährt, während sie gleichzeitig die Reste der Lebensmittelproduktion verwerten.
Regionale Wertschöpfung und kulinarische Innovation
Ein weiteres Standbein des Betriebes ist die Produktion regionaler Hanfprodukte wie Hanf-Müsli und Hanf-Kekse, die auf dem Hof selbst entwickelt wurden. Besonders stolz ist die Familie Halbfurter auf die enge Zusammenarbeit mit einem heimischen Senfhersteller. Jedes Jahr wird ein Hektar Senf angebaut, der in Osttirol zu Grillsenf verarbeitet wird. Diese regionalen Partnerschaften stärken nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern sorgen auch dafür, dass hochwertige, regionale Produkte direkt vom Feld auf den Teller kommen.
Ganzheitliche Nutzung der Hanfpflanze
Das Ziel des Betriebs ist es, die gesamte Hanfpflanze zu nutzen. Während die Körner bereits erfolgreich zu Lebensmitteln verarbeitet werden, arbeitet Halbfurter daran, die Fasern für Textilien und die Stängelreste für Papier oder Heizmaterial zu verwenden. „Meine Vision ist es, aus dem Stiel die Hanffasern herauszubringen, sodass sie die Industrie dann hernehmen kann, um beispielsweise Ski und Skistöcke zu produzieren. Somit ersetzen die Hanffasern die Kunstfasern“, so Geschäftsführer Michael Halbfurter zu den zukünftigen Plänen. Diese umfassende Nutzung der Pflanze zeugt von einem innovativen Ansatz, der auf ganzheitliche Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft setzt. Durch ihren Einsatz trägt die Familie dazu bei, das Verständnis für die Bedeutung von Boden, Luft und Wasser zu vertiefen.