„Eigentlich funktioniert das hier wie Ihr Automotor – nur eben ein bisschen größer“, erklärt Carlos Lange, CEO und President von INNIO in Jenbach. Das grüne Ungetüm, vor dem wir stehen, ist meterlang und tonnenschwer. Solche Gasmotoren werden überall dort eingesetzt, wo es gilt Strom, Wärme und Kälte direkt vor Ort des Verbrauchers zu erzeugen. Deshalb zählen vor allem Unternehmen, Gemeinden und Energieversorger zu den Kunden von INNIO. „Das Spektrum ist so breit wie das ABC, von A wie Automobilbauer bis Z wie Zoo“, sagt Carlos Lange. 52.000 Gasmotoren wurden bisher von INNIO in die ganze Welt geliefert. Sie versorgen die Automobilproduktion mit Strom und Wärme, sichern Krankenhäuser als Notstromaggregate ab und beleuchten große Stadtteile.
Stabile Stromnetze in aller Welt
Die Gasmotorentechnologie aus Österreich hilft dabei, dass das Licht an geht. Der Geschirrspüler läuft, Städte taghell beleuchtet sind, die Maschinen in den Produktionsbetrieben rund um die Uhr arbeiten. Längere Stromausfälle kann man in unseren Breiten meist an einer Hand im Jahr abzählen. In vielen anderen Ländern können Menschen und Unternehmen von so einer Versorgung nur träumen. Ein Beispiel: die Textilindustrie in asiatischen Schwellenländern. Wenn etwa in einer Weberei oder Stickerei der Strom plötzlich ausfällt und die Maschinen stillstehen, bedeutet dies hohe wirtschaftliche Verluste für die Betreiber. Gasmotoren aus Jenbach stellen hier eine netzunabhängige, zuverlässige Dauerversorgung mit Strom sicher und machen die Wirtschaft unabhängig von einer schwachen Infrastruktur.
Kohlekraftwerk ade
Dass wir auf Wasserkraft als erneuerbare Energie zurückgreifen können, darf man durchaus als Privileg sehen. Denn andere Länder müssen zur flächigen Strom- und Wärmeerzeugung nach wie vor z.B. auf Kohlekraftwerke setzen. In Deutschland hat INNIO jetzt mit einem viel beachteten Projekt gezeigt, dass es umweltfreundliche Alternativen gibt. Im Jänner wurde in Kiel das neue Küstenkraftwerk mit der Gasmotorentechnologie aus Tirol übergeben. Gegenüber dem kohlebefeuerten Vorgänger können jährlich bis zu 70 Prozent CO2 eingespart werden.
Die Gasmotoren von INNIO haben aber noch einen weiteren Vorteil. Durch ihren flexiblen Betrieb sind sie die ideale Ergänzung zu erneuerbaren Energien. Solarstrom und Windenergie haben natürliche Schwankungen – je größer ihr Anteil an der Versorgung ist, umso größer sind diese Schwankungen im gesamten Stromsystem. Gasmotoren gleichen diese Schwankungen perfekt aus und so tragen die grünen Riesen aus Jenbach zur Netzstabilität in der Welt bei.
Zukunft Wasserstoff
Die Tiroler Landesregierung hat erst im Jänner seine Wasserstoff-Strategie präsentiert – federführend ausgearbeitet von der Lebensraum Tirol Holding. Und nicht nur Tirol ist der Meinung, dass Wasserstoff die Zukunft gehört. Bei INNIO dürfen wir deshalb ausnahmsweise einen Bereich begutachten, der eigentlich streng geheim ist. Denn dort steht der Prototyp eines Wasserstoffmotors. In Testumgebung verbrennt er 100% Wasserstoff, so President und CEO Carlos Lange, damit stellt INNIO schon heute die Weichen, um bereit zu sein, wenn die Rahmenbedingungen für die Energieerzeugung aus Wasserstoff gegeben sind. „Wasserstoff ist ein idealer Energiespeicher“, sagt der INNIO-Chef, „und er passt hervorragend zu erneuerbaren Energien wie der Sonnenkraft.“ Scheint die Sonne, kann der aktuelle Energiebedarf gedeckt werden. Mit dem Überschuss erzeugt man Wasserstoff und speichert auf diese Weise die Energie. Ist der Himmel bewölkt, wandelt dann der Wasserstoffmotor das Ganze wieder in Strom um. Klingt nach Zukunftsmusik? Diese Zukunft ist näher als viele glauben.
„Tirol ist in Sachen Wasserstoff weit vorne“, bestätigt Carlos Lange, „man hat hier erkannt, dass er einer der wichtigen Schritte zur angepeilten Energieautonomie sein wird.
INNIO ist mit seiner Entwicklung des Wasserstoffmotors weltweit ebenso ganz vorne dabei – und gerade hier in Tirol fühlt man sich mit diesem Projekt bestens verstanden und unterstützt. Letztlich wird es wohl ein Mix aus verschiedensten Quellen sein, der unseren Energiehunger stillt. Sicher ist, dass sich dieser Mix immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit entwickeln muss. Erneuerbare Energien, reduzierte Emissionen und neue Technologien werden die Meilensteine auf dem Weg zur Energieautonomie sein.