Takt im Tritt: Mit Musik die Welt retten

Einmal mit dem Fahrrad über die Alpen bis zur Nordsee. Das klingt nach einem anstrengenden Radabenteuer. Mit Instrumenten im Gepäck, einem einfallsreichen Konzept und einer abenteuerlustigen Crew ging der Musiker Manu Delago auf diese Reise. Warum? Um aufzuzeigen, dass eine Konzerttour auch nachhaltig machbar ist!


Ob Sydney, New York oder London, Manu Delago spielte bereits in großen Konzerthallen -als Schlagzeuger und Spezialist auf dem handgespielten Klanginstrument Handpan tourte der Tiroler mit unterschiedlichen Künstler:innen durch mehr als 50 Länder. Der Wahl-Londoner ist dabei für seine Experimentierfreudigkeit bekannt und sorgt mit seiner unverkennbaren Musik international für Begeisterung. Er gründete das weltweit erste Hang- und B-Klarinetten-Duo „Living Room“ und komponierte gemeinsam mit der Sängerin Anoushka Shankar das Album „Land of Gold“, wofür er sogar eine Grammy-Nominierung erhielt. Mit seiner sogenannten „ReCyclingTour“ bewies Manu Delago, dass es auch eine umweltfreundliche Alternative zur klassischen Konzerttournee gibt.  

Mehr als nur Musik auf der Strecke

Rund 20 Konzerte in knapp 30 Tagen und rund 1500 Kilometer – dieses Jahr trat Manu Delago schon zum zweiten Mal in die Pedale, um seine Konzerte zu geben. Sein Ziel: einen positiven Beitrag für die Umwelt leisten und andere Menschen damit anstecken und inspirieren. Er hatte die Vision einer klimafreundlichen und nachhaltigeren Konzerttour und realisierte diese mit dem Fahrrad. „Bei den meisten Konzerttourneen in der Vergangenheit war ich im Van unterwegs. Da bekommt man viel weniger von der Umgebung mit. Bei der Reise mit dem Rad riecht, sieht und spürt man viel mehr und wird öfters von der schönen Natur überrascht. Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich das mit meinem Beruf kombinieren kann“, so Delago. Bereits 2021 kam es zur ersten ReCycling Tour von Innsbruck nach Wien über Graz und zurück durch Südtirol. In diesem Jahr wollte Delago noch ein Stück weiter und so wurde das Konzept einer CO2-neutralen Tour internationaler gestaltet. Über die Alpen bis zur Nordsee – „From the Alps to the North Sea“, so heißt auch der dazu entstandene Song – ging es von Innsbruck nach Amsterdam. Alles mit eigener „Wadlkraft“. Den Rückweg traten Delago und sein Team umweltbewusst mit dem Nachtzug an.

Doch nicht nur bei der Verkehrsmittelwahl sticht der Künstler mit seinem Konzept heraus. Transportiert wurden die Instrumente und Ausstattungen für die Auftritte von den Crewmitgliedern auf Lastenträgern. Auf den umgebauten Fahrrad-Anhängern wurden Solarpanels installiert und mit den gesammelten Sonnenstunden auf der Strecke der Strom für die Konzerte fast ausschließlich selbst produziert. Zu den umfassenden ökologischen Maßnahmen zählte auch die Ausarbeitung eines passenden Speiseplans. Um Müll und vor allem Einwegplastik zu vermeiden, packten Delago und seine Band lediglich Jausenboxen und Trinkflaschen ein. Die ausschließlich vegetarischen Snacks kamen von den Besucher:innen und Fans. Im Gegenzug gab es einen Gratis-Eintritt oder sogar eine eigene Pop-up-Einlage, bei der kurzerhand ein paar Stücke gespielt wurden.

Upcycling der Klänge

Rhythmisches Flattern eines Fahrrads oder quietschende Bremsen werden im Musikvideo der ReCycling-Tour 2021 in spannende Geräuschkulissen verwandelt. Der Musiker sieht keine Grenzen darin, wie etwas richtig gespielt wird oder klingen soll. Dafür muss es für Delago nicht immer ein herkömmliches Instrument sein. In seinen Videos sieht man, wie mit Gegenständen und Umweltgeräuschen eine kreative Melodie erschaffen werden kann. So etwa in seinem neuesten Album „Environ Me“, in dem der Künstler Klangmaterial der Umwelt mit elektronischen Sounds verbindet. Als Inspirationsquelle dienen häufig Umgebung und Elemente der Natur, so auch im Album „Liquid Hand“, wo das mächtige Wasser die Hauptrolle auf musikalischer und visueller Ebene spielt. Die Natur ist ein zentrales Anliegen in Delagos Musik, mit dem er auf nachhaltige Themen aufmerksam macht.

Eine andere natürliche Kulisse wurde in „Trees for the Wood“ gezeigt und hörbar gemacht. Hier hat der Musiker den Wald in den Vordergrund gerückt und gemeinsam mit einem „Kontrabasswald“ direkt in der Natur musiziert. Die mitwirkenden Künstler:innen unterstützten mit dem Verzicht auf ihre Gage die Aufforstung. Manu Delagos Anliegen der Nachhaltigkeit und sein ökologisches Denken gehen aus seinen Alben, Musikvideos und seinen Projekten, allen voran der ReCycling Tour, hervor. Mit kreativen Lösungen und neuen Ideen unterstützt er den Umweltschutz und zeigt, dass Musik noch wesentlich mehr sein kann als Instrumente und Melodien.

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